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Im Jahre 1870 bestand die Infanterie der Staaten im Norddeutschen Bund aus insgesamt 96 Regimenter. Darunter befanden sich 12 Grenadier-, 11 Füsilier- und 73 Infanterie-Regimenter. In der folgenden Tabelle sind diese Regimenter mit ihren Bezeichnungen sowie den Chefs und Kommandeuren aus dem Jahr 1870 aufgeführt.

 

Regimentsbezeichnung 1870 Chef 1870 Kommandeur 1870
Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen von Massow
Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2 - von Zimietzky
2. Ostpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 3 General-Feldmarschall Erzherzog Albrecht von Österreich von Legat
3. Ostpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 4 - von Tietzen und Hennig
4. Ostpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 5 - von Einem
1. Westpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 6 Erzherzog Leopold von Österreich von Floeckher
Königs-Grenadier-Regiment (2. Westpreußisches) Nr. 7 Prinz Wilhelm von Preußen von Koethen
Leib-Grenadier-Regiment (1. Brandenburgisches) Nr. 8 Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin von L'Estocq
Colbergsches Grenadier-Regiment (2. Pommersches) Nr. 9 General-Feldmarschall Graf Moltke von Ferentheil und Gruppenberg
1. Schlesisches Grenadier-Regiment Nr. 10 - von Weller
2. Schlesisches Grenadier-Regiment Nr. 11 Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen von Klein
2. Brandenburgisches Grenadier-Regiment Nr. 12 (Prinz Carl von Preußen) Prinz Carl von Preußen von Kalinowski
1. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 13 General-Feldmarschall Herwarth von Bittenfeld von Frankenberg-Ludwigsdorff
3. Pommersches Infanterie-Regiment Nr. 14 General der Infanterie von Wussow von Voß
2. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande) General der Infanterie Prinz Friedrich der Niederlande von Delitz
3. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 16 Prinz Alexander von Preußen Hahn von Dorsche
4. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 17 Erbgroßherzog von Hessen und bei Rhein von Ehrenberg
1. Posensches Infanterie-Regiment Nr. 18 - Baron von Bock
2. Posensches Infanterie-Regiment Nr. 19 General der Infanterie von Plonski von Goeben
3. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 20 - von Flatow
4. Pommersches Infanterie-Regiment Nr. 21 - von Lobenthal
1. Oberschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 22 - von Quistorp
2. Oberschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 23 - von Gündell
4. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 24 (Großherzog von Mecklenburg-Schwerin) Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin Graf zu Dohna
1. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 25 - von Loos
1. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 26 Fürst Karl Anton von Hohenzollern von Schmeling
2. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 27 General der Infanterie Wilhelm Fürst Radziwill von Pressentin
2. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 28 - von Rosenzweig
3. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 29 - von Blumroeder
4. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 30 - von Nachtigall
1. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 31 Prinz Adalbert von Preußen von Bonin
2. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 32 Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen von Förster
Ostpreußisches Füsilier-Regiment Nr. 33 General-Feldmarschall Graf von Roon von Henning
Pommersches Füsilier-Regiment Nr. 34 - Wahlert
Brandenburgisches Füsilier-Regiment Nr. 35 General-Feldmarschall Graf von Wrangel du Plessis
Magdeburgisches Füsilier-Regiment Nr. 36 - von Brandenstein
Westphälisches Füsilier-Regiment Nr. 37 - von Heinemann
Schlesisches Füsilier-Regiment Nr. 38 - von Schmeling
Niederrheinisches Füsilier-Regiment Nr. 39 - von Eskens
Hohenzollernsches Füsilier-Regiment Nr. 40 - von Reinicke
5. Ostpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 41 General der Infanterie von Bonin von Meerscheidt-Hüllesem
5. Pommersches Infanterie-Regiment Nr. 42 - von der Knesebeck
6. Ostpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 43 - von Busse
7. Ostpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 44 - von Böcking
8. Ostpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 45 - von Mützschefahl
1. Niederschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 46 - von Stosch
2. Niederschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 47 - von Flotow
5. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 48 - von Garrelts
6. Pommersches Infanterie-Regiment Nr. 49 - Laurin
3. Niederschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 50 - Michelmann
4. Niederschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 51 - Knipping
6. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 52 - von Wulffen
5. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 53 General der Infanterie Kronprinz von Preußen von Gerstein-Hohenstein
7. Pommersches Infanterie-Regiment Nr. 54 - von Rechenberg
6. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 55 Prinzessin Luise der Niederlande von Barby
7. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 56 General der Infanterie Vogel von Falckenstein von Block
8. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 57 - von Cranach
3. Posensches Infanterie-Regiment Nr. 58 - von Rex
4. Posensches Infanterie-Regiment Nr. 59 - Eyl
7. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 60 Prinz Albrecht von Preußen von Dannenberg
8. Pommersches Infanterie-Regiment Nr. 61 - von Wedell
3. Oberschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 62 - von Bessel
4. Oberschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 63 - von Thielau
8. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 64 (Prinz Friedrich Karl von Preußen) General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen Freiherr Treusch von Buttlar-Brandenfels
5. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 65 - Freiherr von Dörnberg
3. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 66 General der Infanterie von Alvensleben Graf von Finck von Finckenstein
4. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 67 - von Zglinicki
6. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 68 - von Hertzberg
7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69 - Beyer von Karger
8. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 70 - von Mettler
3. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 71 Fürst Günther Friedrich Carl II. zu Schwarzburg-Sondershausen von Kloeden
4. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 72 - Löwenberger von Schönholz
Hannoversches Füsilier-Regiment Nr. 73 - von Löbell
1. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 74 - von Kameke
1. Hanseatisches Infanterie-Regiment Nr. 75 - von der Osten
2. Hanseatisches Infanterie-Regiment Nr. 76 - von Neumann
2. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 77 - von Conrady
Ostfriesisches Infanterie-Regiment Nr. 78 - Freiherr von Lyncker
3. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 79 General der Infanterie von Voigts-Rhetz von Valentini
Hessisches Füsilier-Regiment Nr. 80 - von Colomb
1. Hessisches Infanterie-Regiment Nr. 81 - von Sell
2. Hessisches Infanterie-Regiment Nr. 82 - von Grawert
3. Hessisches Infanterie-Regiment Nr. 83 - Marschall von Bieberstein
Schleswigsches Infanterie-Regiment Nr. 84 General der Infanterie von Manstein Freiherr von Kittlitz
Holsteinsches Infanterie-Regiment Nr. 85 - Freiherr von Falkenhausen
Schleswig-Holsteinsches Füsilier-Regiment Nr. 86 - von Horn
1. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 87 - von Grolman
2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88 - Preuß
Mecklenburgisches Grenadier-Regiment Nr. 89 Großherzog Friedrich Franz II. und Großherzog Friedrich Wilhelm von Kleist
Mecklenburgisches Füsilier-Regiment Nr. 90 - von Papstein
Oldenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 91 General der Kavallerie Großherzog Peter von Oldenburg von Hagen
Herzoglich Braunschweigisches Infanterie-Regiment Nr. 92 - Haberland
Anhaltisches Infanterie-Regiment Nr. 93 - von Krosigk
5. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 94 - von Pallmenstein
6. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 95 - von Beckedorff
7. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 96 - von Redern

 

Organisation der Regimenter

Jedes Regiment bestand aus drei Bataillonen, die wiederum jeweils vier Kompanien umfassten. Die Bataillone unterschieden sich nach Art des Regiments wie folgt:

Im Regimentsstab befanden sich zu Friedenszeiten (in Klammer die Ergänzung im Kriegszustand):

Zu Kriegszeiten führte der Regimentsstab noch einen Staffagen mit 2 Pferden und 1 Trainsoldaten mit sich.

Bataillone hatten einen Stab und vier Kompanien. Der Bataillonsstab bestand aus 1 kommandierenden Stabsoffizier, 1 Adjutanten im Range eines Lieutenants, 1 Unteroffizier als Schreiber, 1 Bataillons-Tambour, 1 Oberstabs- oder Stabsarzt, 1 Assistenzarzt, 1 Zahlmeister und 1 Büchsenmacher. Im Kriegsfalle wurden diesem Stab 8-9 Pferde und 6 Trainsoldaten zugestanden.

Jede Kompanie hatte 1871 einen Sollstand im Frieden bzw. Krieg (in Klammer) von:

Damit hatte ein Bataillon im Kriegsfall einen Sollstand von 22 Offizieren 81 Unteroffizieren, 25 Spielleuten und 892 Gemeinen (inkl. 96 Gefreiter), ein Regiment umfasste insgesamt 69 Offiziere, 244 Unteroffiziere, 10 Hautboisten, 75 Spielleute und 2.676 Gemeine (davon 288 Gefreite).


 

Uniformierung der Mannschaften

Gemäß der Reglements für die Bekleidung und Ausrüstung der Truppen im Frieden bzw. im Kriege bestand die Bekleidung und Ausrüstung der Armeeangehörigen aus den sog. Groß-Montierungsstücken, den Klein-Montierungsstücken, den Ausrüstungsstücken sowie den Signal- und musikalischen Instrumenten.

Für die Infanterie fielen für den Einsatz im Feld unter die Groß-Montierungsstücke

In Friedenszeiten kam zu diesen Stücken noch eine Drillichjacke hinzu. Zu den sogenannten Klein-Montierungsstücken wurde für Mannschaftsdienstgrade im Feldeinsatz vorgeschrieben:

Jeder preußische Infanterist sollte folgende Ausrüstungsstücke im Felde führen, wobei sich das Gewehrzubehör auf das Zündnadelgewehr vom Modell M/41 bezieht - beim späteren Modell M/62 entfällt die Kornkappe:

Kopfbedeckungen

Helm

Das bekannte Merkmal der preußischen Truppen jener Zeit stellte der Helm, die Pickelhaube dar. Dieser Helm wurde in der Preußischen Armee im Oktober 1842 eingeführt und erfuhr daraufhin zahlreiche Änderungen. Von seiner ursprünglich hohen Form entwickelte er sich bis zum Krieg von 1870/71 zur klassischen Form. Der Helm war aus schwarzem Leder angefertigt, hatte einen runden Augenschirm mit metallener Einfassung, einen Nackenschirm, metallene Schuppenketten und oben eine metallene Spitze auf einer Metallplatte. Bis auf die Schuppenketten aus Messing sollten diese metallenen Teile der Knopffarbe entsprechen.

 Preussischer Infanteriehelm M1860
 Helm der Preußischen Linieninfanterie, Modell 1860
Preussischer Infanteriehelm M1867
Helm der Preußischen Linieninfanterie, Modell 1867

Das letzte vor dem Deutsch-Französischen Krieg vorgeschriebene Modell wurde gemäß A.K.O. vom 16. März 1867 vorgeschrieben. Dieses war im Gegensatz zum damals gebräuchlichen Modell M1860 etwas niedriger und runder und unterschied sich elementar durch zwei Eigenschaften von der Vorgängerversion. Zum einen war die Platte unter der Spitze nunmehr rund und nicht mehr in Form eines Kreuzes. Zum anderen entfiel eine Stabilisierungsschiene entlang des hinteren Randes, die im Modell von 1860 durch zwei Splinte am Helm fixiert wurde. Aufgrund der negativen Erfahrungen im Krieg von 1870/71 wurde diese Schiene im nachfolgenden Modell wieder eingeführt - dann mit drei Splinten. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der beiden Modelle von 1860 und 1867 war der eckige Augenschirm im ersten bzw. die abgerundete Form im späteren Modell.

Beiden Helmmodellen gleich ist der Beschlag, dem preußischen Adler für die Linieninfanterie, der im Brustwappen die Initialen 'FR' (Fridericus Rex) sowie bis in die Flügel das sog. "Vaterlandsbanner" mit dem Leitspruch 'Mit Gott für König und Vaterland' trug. Die Kokarde (schwarz-weiß-schwarz) befand sich auf der rechten Helmseite und wurde von der Fixierung der Schuppenkette gehalten. Im M1860 war die Kokarde etwas größer als die nur 51 Millimeter messende Kokarde des Helmmodells von 1867. Die Schuppenketten aus Messing waren seit 1856 abgeflacht.

Der Helm sollte nach Mitteilung des Kriegsministeriums vom 4. Mai 1867 ein halbes Zoll über den Ohren und der Augenschirm entlang der Augenbrauen getragen werden. Im Deutsch-Französischen Krieg dürften die Mehrheit der Soldaten das 1867er Modell getragen haben, jedoch ist auch noch die Nutzung des Modells aus dem Jahr 1860 im Feldzug bekannt.

Der Beschlag unterschied sich für die Gardetruppen, besonders ausgezeichnete Einheiten sowie die Infanterieeinheiten, die durch Militärkonventionen in die Preußische Armee eingegliedert wurden. Bei Letzteren wurden auch zum Teil Kokarden in Landesfarben getragen (siehe unten bei der Feldmütze).

Für die durch eine Militärkonvention mit Preußen verbundenen Sächsischen Fürstentümer, deren Infanterie in den Regimentern 93 bis 96 vertreten war, wurden im Helmbeschlag der Schriftzug 'Mit Gott für Fuerst und Vaterland' sowie anstatt des 'FR' das fürstliche Wappen genehmigt.

Die folgende Abbildung zeigt sowohl den Standardbeschlag als auch die genehmigten Variationen für die Linieninfanterie. 

Helmbeschlag Linieninfanterie Beschlag der Grenadier-Regimenter Beschlag Infanterie-Regiment 91 Beschlag Infanterie-Regiment 93
Beschlag der Linieninfanterie Beschlag der Grenadier-Regimenter
(Nr. 1-12)

 

Wappen des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91 Wappen des Anhaltischen Infanterie-Regiments Nr. 93
 Beschlag Infanterie-Regiment Nr. 94  Beschlag Infanterie-Regiment 95/96 Beschlag Infanterie-Regiment II/96 Beschlag Infanterie-Regiment III/96
Wappen des Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 94 Wappen des Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 95 und 1. Bataillon Nr. 96 Wappen und Band im 2. Bataillon Infanterie-Regiment Nr. 96 (Reuß) Wappen und Band im 3. Bataillon Infanterie-Regiment Nr. 96 (Schwarzburg)

Als weitere Auszeichnungen wurden am Helm auch zusätzliche Bänder angebracht, nämlich bei den Regimentern:

In der Allerhöchsten Kabinetts-Ordre (A.K.O.) vom 3. Juli 1849 wurde das Schwärzen der Metallteile am Helm für den Kriegsfall genehmigt. Dieses Schwärzen erfolgte nach Abmontieren der Metallteile mittels schwarzem Bernsteinlack, der im Friedensfalle wieder durch Spiritus, dem etwas Terpentinöl beigefügt wurde, entfernt werden konnte.

Feldmütze

Seit 1814 wurde eine schirmlose Feldmütze vorgeschrieben, die ab 1822 von blauer Grundfarbe mit rotem Band und Vorstoß versehen war; unter dem roten Band war ein dunkelblauer Vorstoß zu erkennen. Das für den Deutsch-Französischen Krieg relevante Modell stammt aus dem Jahr 1867, das einen Deckel vorschrieb, der nur ein halbes Zoll breiter als das Kopfband sein sollte. Auf der Vorderseite des Bandes war die schwarz-weiße Kokarde Preußens angebracht.

Feldmütze Preußische Infanterie
Feldmütze der Preußischen Infanterie Modell 1867 (Ausstellung Museum Gravelotte)

Ausnahmen bei den Kokarden galt für die per Militärkonvention an Preußen gebundenen Kleinstaaten, nämlich:

Zusätzlich wurde Soldaten, die in ursprünglich preußische Regimenter eingegliedert wurden, durften neben der Preußischen auch ihre Landeskokarde - dies betraf:

Oldenburger, die in den Regimentern 30 und 85 eingereiht waren, durften ebenfalls neben der Preußischen die Oldenburgische Kokarde (dunkelblau mit rotem Kreuz) führen.

Waffenrock

Mit A.K.O. vom 23. Oktober 1842 wurden die früheren Kolletts durch einen einreihigen, dunkelblauen Waffenrock ersetzt. Dieser hatte acht gewölbte Messingknöpfe an der Vorderseite, dazu noch drei Knöpfe an jeder der beiden Schoßtaschen sowie einen pro Achselklappe. Ponceauroter Vorstoß an Frontsaum und geschweiften Schoßtaschen; der Vorstoß lief entlang der gesamten Knopflochseite, an der gegenüberliegenden Seite jedoch nur von Taille bis Schoßrand. Seit 16.3.1867 sollte der gesamte Kragen ponceaurot sein, einen schmalen dunkelblauen Vorstoß zeigen und vorne mit Haken zu verschließen sein; die Höhe des Kragens betrug 4,75 cm. Für die Linientruppen sollte der Kragen vorne abgerundet sein. Die ponceauroten Ärmelaufschläge waren laut Verordnung vom 14.6.1861 nicht breiter als 6 cm, die Patten 12 cm hoch und 6 cm breit. Der brandenburgische Ärmelaufschlag war an der hinteren Naht geschlossen, die Patten hatten 3 Knöpfe, die 2 mm vom Rand entfernt sein sollten. 

Waffenrock M1867 von seitlich vorne Waffenrock M1867 von seitlich hinten
Waffenrock M 1867 (Ausstellung Paris 2017) Waffenrock M 1867 (Museum Gravelotte)

Nach A.K.O. vom 27. September 1867 waren Achselklappen und deren Vorstoß gemäß Zuordnung zum Armeekorps gemäß der folgenden Tabelle geregelt.

Armeekorps Infanterie-Regimenter Farbe Achselklappen Vorstoß Aufschlagpatte
1. Armeekorps Nr. 1, 3, 4, 5, 33, 41, 43, 44, 45 Weiß Weißer Vorstoß
2. Armeekorps Nr. 2, 9, 14, 21, 34, 42, 49, 54, 61 Weiß Kein Vorstoß
3. Armeekorps Nr. 8, 12, 20, 24, 35, 48, 52, 60, 64 Ponceaurot Weißer Vorstoß
4. Armeekorps Nr. 26, 27, 31, 36, 66, 67, 71, 72, 93, 96 Ponceaurot Kein Vorstoß
5. Armeekorps Nr. 6, 7, 18, 19, 37, 46, 47, 58, 59 Gelb Weißer Vorstoß
6. Armeekorps Nr. 10, 11, 22, 23, 38, 50, 51, 62, 63 Gelb Kein Vorstoß
7. Armeekorps Nr. 13, 15, 16, 17, 39, 53, 55, 56, 57 Hellblau Weißer Vorstoß
8. Armeekorps Nr. 25, 28, 29, 30, 40, 65, 68, 69, 70 Hellblau Kein Vorstoß
9. Armeekorps Nr. 75, 76, 84, 85, 86 Weiß Gelber Vorstoß
10. Armeekorps Nr. 73, 74, 77, 78, 79, 91 Weiß Hellblauer Vorstoß
11. Armeekorps Nr. 32, 80, 81, 82, 83, 87, 88, 94, 95 Ponceaurot Gelber Vorstoß

Die Identifikation des Regiments wurde über eine rote - bei roten Achselklappen gelbe - Nummer aus Plattschnur auf den Achselklappen ermöglicht. Kompanieziffern waren in lateinischen Zahlen auf den Knöpfen der Achselklappen aufgeprägt. Einheiten, deren Chefs regierende Oberhäupter waren, durften zudem noch deren gekrönte Namenszüge aus roter bzw. gelber Wolle anstatt der Regimentsnummern, dies betraf:

Mannschaften, die 1870 zur Stabswache befohlen wurden, trugen entlang der Mitte der Achselklappen eine schwarz-weiße Schnur; dienten sie auch schon im Feldzug von 1866 als Stabswache, trugen sie eine doppelte Schnur.

Die besten Schützen eines Regiments wurden besonders durch weiße Litzen mit schwarzem Mittelstreifen ausgezeichnet, die an den Knöpfen der Aufschlagpatten befestigt wurden. Somit konnten bis zu drei Schützenauszeichnungen angebracht werden, begonnen wurde am untersten, die dritte Auszeichnung wurde am obersten Knopf angebracht. Bekam der Infanterist zum vierten Mal eine Auszeichnung, wurden die drei bisherigen Litzen entfernt und durch eine neue, breitere Litze ausgetauscht, die wieder am untersten Pattenknopf fixiert wurde. Für die fünfte Auszeichnung erhielt der Soldat eine schmale Litze, die am mittleren Knopf angebracht wurde. Mit dieser Systematik konnten bis zu 12 Auszeichnungen als besondere Schützen abgebildet werden.

Die Mecklenburgischen Infanterie-Regimenter Nr. 89 und 90 hatten an ihren Waffenröcken folgende besonderen Auszeichnungen:

Hosen, Schuhe und Stiefel

Infanteriehose ab 1843 Halbschaftstiefel (seit 1867)
Tuchhosen seit 1843 Halbschaftstiefel

Bis in das Jahr 1870 war die seit den Befreiungskriegen bekannte dunkelgraue Farbe der Tuchhosen in Gebrauch. Erst mit A.K.O. vom 17. März 1870 wurde auch für die Infanterie eine dunkelblaue Farbe vorgeschrieben - deren Tragezeit wurde in der Ordre auf 14,5 Monate festgelegt. Es ist daher auch davon auszugehen, dass zum Kriegsausbruch auch noch Infanteristen mit dunkelgrauer Tuchhose ins Feld marschierten. Entlang der Außennähte hatten die Hosen beider Grundfarben ponceaurote Biesen.

Mit Einführung des Waffenrocks im Jahre 1843 verloren die Hosen die frühere Klappe zum Öffnen und erhielten stattdessen einen Hosenschlitz. Da mit A.K.O. vom 16. März 1867 Unterwäsche eingeführt wurde, sollten die Tuchhosen nur noch am Bund und an den Füßen mit grauer Leinwand gefüttert sein. Mit dem Bekleidungs-Reglement von 1868 sollten die Hosen auf der rechten Seite eine Tasche haben, eine linke Hosentasche wurde zumindest toleriert.

Die in den Kriegen von 1864 und 1866 übliche Praxis des Einsteckens der Tuchhosen in die Stiefel wurde mit der A.K.O. vom 1. April 1869 genehmigt. Nur beim Exerzieren, in der Garnison und bei Paraden außerhalb der Garnison sollten die Hosen über den Stiefeln getragen werden.

Für den Dienst im Sommer waren ursprünglich weiße Leinenhosen vorgesehen, die mit A.K.O. vom 23. Februar 1860 durch graue Hosen aus Drillich ergänzt wurden. Die A.K.O. schrieb das Tragen der weißen Leinenhosen im Sommer nur noch für Sonn- und Feiertage, bei Paraden und Revuen sowie bei Wachdienst in Residenzen und Festungen 1. Klasse vor. Die Mecklenburgischen Infanterieregimenter Nr. 89 und 90 hatten nur graue Drillichhosen für den Sommerdienst.

In der Allerhöchsten Kabinetts-Ordre vom 1. März 1866 wurden schwarze Lederstiefel mit einem 12 bis 14 Zoll (etwa 31-36 cm) hohen Schaft eingeführt, der die halbe Wade bedecken sollte. Dazu besaßen die Infanteristen Schnürschuhe, die gemäß A.K.O. vom 16. März 1867 auch durch Schuhe mit weichem "Halbschaft" ersetzt werden konnten.

Mantel und sonstige Uniformstücke

Infanterist im Mantel (IR 13)
Infanterist vom Regiment 13 im Mantel

Die Infanteristen hatten einen einreihigen, dunkelgrauen Mantel, der von sechs flachen Messingknöpfen verschlossen wurde und bis zur Wade reichte. Zwei Achselklappen, die ebenfalls von einfachen flachen Knöpfen fixiert wurden, sowie Ärmelaufschläge ohne Knöpfe. Das Rückenteil wurde in der Taille durch einen drei Finger breiten Gurt an einem Knöpf gerafft. Die Achselklappen waren vom Stoff des Waffenrocks und mit einem Vorstoß in der Farbe der Achselklappen auf den Waffenröcken versehen - auf den Achselklappen die Nummer bzw. Namenszüge analog zu den Waffenröcken. Seit 1832 hatte der Kragen an beiden Seite eine rote, viereckige Patte; diese zunächst Knöpfen, welche jedoch für Mannschaften im Jahre 1857 entfielen. Am 16. März 1867 wurde ein neues Mantelmodell mit Klappkragen und Taschen eingeführt. Heruntergeklappt zeigte der Kragen die roten Patten, wurde der Kragen hochgeschlagen, war nur der dunkelgraue Stoff zu sehen. Zum Fixieren des hochgeschlagenen Kragens diente eine Schlaufe, die mittels schwarzem Knopf an der anderen Kragenseite befestigt wurde. Die Abbildung des Infanteristen vom Regiment Nr. 13 zeigt gut den hochgeschlagenen Mantelkragen.

Wenn der Mantel nicht angezogen wurde, trugen die Infanteristen das zusammengerollte Kleidungsstück im Felde "en bandoulière" über Tornister und Lederzeug - über der linken Schulter. Zur Parade wurde der zusammen gelegte Mantel seit 1850 unter der Tornisterklappe fixiert.

Zur Winterausrüstung gehörten auch Ohrenklappen, die zunächst aus grauem Stoff hergestellt wurden, über Kopf und Nacken geführt und unter dem Kinn verknotet wurden. Spätere Varianten bestanden aus ovalen Stücken, die über den Kopf gelegt und unter dem Kinn befestigt wurden. Zum Feldzug von 1864 erhielten die Soldaten eine sogenannte Kapotte aus dunkelgrauem Manteltuch, deren Deckel gefüttert war und die als Witterungsschutz am Kragen festgehakt und vorne mit zwei Zinnknöpfen verschlossen wurde. An den Seiten waren Schlitze angebracht, durch die die Schuppenketten des Helms gesteckt wurden.

Zu Arbeitszwecken wurde in Friedenszeiten eine graue Drillichjacke getragen, die vorne mit sechs Zinnknöpfen verschlossen wurde. Der abgerundete Kragen wurde unten mit einem Haken verschlossen. Die Ärmel waren hinten geschlitzt und konnten mit einem Zinnknopf geschlossen werden.

Schwarze Halsbinde und Handschuhe aus grauem Tuch.


 

Ausrüstung der Mannschaften

Tornister

Mit A.K.O. vom 7. Oktober 1847 wurde das markante Gürtelgepäck, das nach dem Hauptmann Virchow benannt wurde, eingeführt. Dieser legte in einer Denkschrift aus dem Jahr 1833 dar, dass aus Gründen der ergonomischen Tragweise das Säbelbandolier jetzt um den Leib - anstatt wie bisher über der Schulter - und der Tornister dann mit Riemen, die im Leibkoppel eingehakt wurden, getragen werden sollte. Zum Zwecke der Praktikabilität sollte auch die Patronentasche nach vorne kommen und am Leibkoppel befestigt sein. Die folgende Abbildung entstammt der Denkschrift von 1833 und soll das Gürtelgepäck verdeutlichen.

Gürtelgepäck nach Virchow (aus der Denkschrift von 1833)

 

Tornister der Infanterie Modell 1867
Tornister M1867 mit Kochgeschirr
(das hier gezeigte Modell entspricht dem der Gardeinfanterie, die Granaten auf den Halteblechen führten; bei den Linientruppen wurde das Kochgeschirr auf der Tornisterklappe fixiert)

Anfänglich hatte der Tornister aus hellbraunen Kalbfell noch einen Holzeinsatz, der mit dem 1867 eingeführten Modell entfiel. Dieses Modell war etwas kleiner als dasjenige aus dem Jahr 1847 und sollte nun eine Höhe von ca. 12 preußischen Zoll (etwas mehr als 31 cm) haben. An beiden Seiten des 1867er Modells sind Taschen angebracht, die zum Transport der Reservemunition (80 Patronen) gedacht waren. Ursprünglich sollte das Kochgeschirr oben auf dem Tornister getragen werden, die A.K.O. vom 19. November 1850 wurde für die Füsiliere eine Anbringung auf der Tornisterklappe angeordnet - mit Verordnung vom 13. April 1861 wurde diese Trageweise auf alle Linientruppen ausgeweitet. Die kleineren Reserveteile wurden in einer Büchse auf der Innenseite des Tornisters unter der Klappe untergebracht. Zur Fixierung des Tornisters wurden zwei schmale, schwarze Lederriemen über die Schulter geführt und unten am Tornister fixiert. Über diesen Halteriemen waren Hauptriemen gelegt, die unter das Leibkoppel geschoben und dort mittels Messingblechen eingehakt wurden. Für die Linieninfanterie waren diese Bleche einfach ohne Verzierung. Die Hauptriemen sollten der Farbe des Leibkoppels entsprechen, also weiß für Grenadiere und Musketiere und schwarz für Füsiliere. 

Brotbeutel, Feldflasche und Kochgeschirr

Der Brotbeutel bestand aus grauer Leinwand, die mit ein bis zwei Knöpfen verschlossen wurden - diese Knöpfe waren mit Leinen bezogen. Getragen wurde der Beutel an einem grauleinen Gurt, der seit 1847 immer über die linke Schulter geführt werden müsse. Somit kam der Brotbeutel stets auf der rechten Seite zum Tragen. Eine A.K.O. vom 16. März 1867 genehmigte eine Fütterung am Boden sowie eine kleine Innentasche.

Vorschriftsgemäß wurden Feldflaschen erst mit der schon erwähnten A.K.O. vom 16.3.1867. Sie bestanden aus Glas, das mit schwarzem Leder überzogen wurde, und wurden zunächst mittels eines Hanfstricks, später eines schwarzen Lederriemens getragen. Auch dieser Riemen wurde über die linke Schulter geführt, so dass die Feldflasche mit dem Brotbeutel auf der rechten Hüftseite lag.

Das Kochgeschirr bestand aus einer runden, weißmetallenen Büchse mit Deckel. Es wurde nach Verordnung vom 19. November 1850 mittels zweier, schwarzlederner Kreuzriemen auf der Klappe des Tornisters befestigt. Frühere Überzüge fielen endgültig mit A.K.O. vom 16. März 1867 weg.

Leibkoppel und Patronentaschen

Trageweise der Patronentaschen
Trageweise der Patronentaschen im Feld und in der Garnison

Das lederne Leibkoppel wurde vorne mit einem viereckigen Messingschloss verschlossen; auf diesem war ein weißmetallenes rundes Schild angebracht, das mit einer Krone und der um diese laufenden Inschrift 'Gott mit uns' versehen war. Auf der linken Seite des Leibkoppels war eine kleine Tasche angebracht, in die das Seitengewehr eingehängt wurde. Bei Musketier- und Grenadierbataillonen war das Koppel weiß, bei Füsilierbataillonen schwarz.

Seit 1850 wurden die Infanteristen mit zwei kleinen Patronentaschen aus schwarzem Leder ausgerüstet, die im Felde vorne auf beiden Seiten des Koppelschlosses fixiert wurden. Hierfür hatten sie zwei Schlaufen, die in das Koppel eingehängt waren. Nach Bekanntmachung des Kriegsministeriums vom 19. November 1850 sollte die Oberkante der Patronentaschen knapp unter dem Leibkoppel liegen. In der Garnison wurde nur eine Tasche getragen, die dann genau vorne mittig am Koppel fixiert werden sollte. Jede Tasche konnte 20 Patronen fassen.

Leibkoppel und Patronentasche
Leibkoppel mit Schloss für Musketier- und Grenadierbataillone sowie Patronentasche
(aus der Ausstellung zum Krieg 1870/71 im Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt 2010)

 

Erkennungsmarken

Erkennungsmarken der Preußischen Armee
Rekognitionsmarken der Preußischen Armee 1870
Links: 1. Garde-Ulanen-Regiment, 2. Eskadron, Stammrollenummer 129
Rechts: Füsilier-Regiment 39, 4. Kompanie, Stammrollennummer 230

Nach den Feldzügen von 1864 und 1866 soll ein Berliner Handwerksmeister dem Preußischen Kriegsministerium den Vorschlag unterbreitet haben, eine Erkennungsmarke für die Soldaten einzuführen, so dass mittels der von den Gefallenen eingesammelten Marken eine nachträgliche Kommunikation erleichtert wird. Dabei soll der Handwerksmeister einen Vergleich zur damals schon eingeführten Hundesteuermarke anstellte, stieß nicht auf Gegenliebe König Wilhelms I - inwiefern aus dieser kolportierten Geschichte dann der später gebräuchliche Begriff der "Hundemarke" abzuleiten ist, bleibt dahingestellt.

Aber schon in der Verordnung über das Sanitätswesen der Armee im Felde vom 29. April 1869 heißt es in §110, "daß diese Rekognitionsmarken mit der dem Inhaber in der Matrikel des Truppenteils begebenen Nummer und mit der Bezeichnung des Truppenteils versehen werden". Die viereckige Blechmarke, die ab der Kriegs-Sanitätsordnung vom 10. Januar 1878 auch als 'Erkennungsmarke' bezeichnet wurde, sollte von den Soldaten unter der Kleidung an einer Schnur um den Hals getragen werden. Die beiden Beispiele aus dem Krieg von 1870/71 zeigen teilweise differierende Anfertigungen, zum einen aus einfachem Blech mit einer Öse, zum anderen eine Marke mit gewölbtem Rand und zwei Ösen.


 

Bewaffnung der Mannschaften

Seitengewehr

Mit Einführung des Gürtelgepäcks wurde ein Seitengewehr nach französischem Muster unter Wegfall der bisher in der Preußischen Infanterie üblichen Parierbügels eingeführt. Es entsprach dem Faschinenmesser M1840 mit gerader Klinge und einer Gesamtlänge von 64 cm. Dieses hatte einen Messinggriff und steckte in einer schwarzen Scheide. Im Zuge der Heeresvergrößerung von 1860 musste auf ältere Bestände an Seitengewehren zurückgegriffen werden, die zur Nutzung des Faschinenmessers U/M und des Füsilier-Seitengewehrs M60 führte. Das Faschinenmesser U/M war 74,9 cm lang und hatte eine leicht gebogene Klinge, ebenfalls Messinggriff und -beschläge sowie schwarze Scheide. Das Füsilier-Seitengewehr M60 hatte eine Gesamtlänge von 65,5 cm und ebenfalls Messinggriff/-beschläge sowie eine schwarze Scheide. Da das Füsilier-Gewehr kein Bajonett hatte, war dieses Seitengewehr als Haubajonett und zum Aufpflanzen gedacht.

Seitengewehre der Preußischen Infanterie

Seitengewehre der Preußischen Infanterie (von links nach rechts):

Faschinenmesser M1840 (Klingenlänge 47,9 cm)
Faschinenmesser U/M (Klingenlänge 59,4 cm)
Füsilier-Seitengewehr M60 (Klingenlänge 51 cm)


An den Seitengewehren waren Troddeln angebracht, die in ihrer Farbgebung eine Kennzeichnung des Bataillons bzw. der Kompanie gestatteten. Band und Fransen dieser Troddeln waren weiß. Die Troddeln wurden bei den Faschinenmessern am Griff, beim Füsilier-Seitengewehr an der Säbeltasche des Leibkoppels befestigt. Seit der A.K.O. vom 8. Mai 1818 waren die Farben der sonstigen Troddelteile wie folgt festgelegt (als Kranz wird der runde Puschel direkt oberhalb der Fransen bezeichnet; darüber befindet sich der Stengel (bzw. die Eichel) und wiederum darüber der Schieber):

Bataillon Kompanie Kranz Eichel/Stengel Schieber
I. 1. weiß weiß weiß
  2. ponceaurot weiß ponceaurot
  3. gelb weiß gelb
  4. hellblau weiß hellblau
II. 5. weiß ponceaurot weiß
  6. ponceaurot ponceaurot ponceaurot
  7. gelb ponceaurot gelb
  8. hellblau ponceaurot hellblau
III. 9. weiß gelb weiß
  10. ponceaurot gelb ponceaurot
  11. gelb gelb gelb
  12. hellblau gelb hellblau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

Gewehr

Nach Einführung des Zündnadelgewehrs von (Johann Nikolaus von) Dreyse waren in der Preußischen Linieninfanterie während des Krieges von 1870/71 drei Gewehrmodelle im Einsatz:

Alle drei Gewehre hatten das gleiche Kaliber von 15,43 mm und einen Lauf mit vier Zügen, die 0,78 mm tief waren. Die Schäfte aller drei Modelle waren aus Nussbaumholz, die Garnitur, bestehend aus drei Ringen und Abzugbügel, aus Messing. Der aus Vorderladerzeiten bekannte Ladestock wurde bei den Zündnadelgewehren nicht mehr in diese Funktion benötigt, sondern diente zum Entladen der Waffe und zum Reinigen des Laufs. Dieser Stock hatte bei den beiden Modellen der Jahre 60 und 62 einen kleinen Kugelkopf.

Das Modell 1841 konnte bis zum Feldzug von 1866 an alle Infanterieregimenter (außer den Füsilierregimentern) verteilt werden, zu diesem Zeitraum wird der Gesamtbestand an Zündnadelgewehren auf 600.000 geschätzt. Das Gewehr M41 hatte eine mittlere Länge von 142,5 cm und bei aufgepflanztem Bajonett von 192,5 cm. Das Dillenbajonett mit dreikantiger Klinge sollte ständig aufgepflanzt werden. Mit dem 90 cm langen, schmiedeeisernen Lauf wog das Gewehr etwa 4,9 kg ohne und 5,2 kg mit Bajonett. Die Visiervorrichtung mit Standvisier und zwei aufzurichtenden Klappen ließ einen gezielten Schuss von 300 Schritt (225 m) bis 700 Schritt (525 m) zu.

Das Füsiliergewehr M60 wurde Anfang 1861 genehmigt und konnte bis zum Herbst des gleichen Jahres schon an acht der neun bestehenden Füsilier-Regimenter ausgeliefert werden. Bis 1871 wurden 101.886 Gewehre des Modells M60 hergestellt. Das M60 sollte mit der Verkürzung um etwa 12 cm und einer Gewichtsminderung um ein halbes Kilogramm eine Waffe von Elitesoldaten sein, die nach Wunsch des Königs "bei geringer Körpergröße, durch natürliche Körperkraft und Gewandtheit, durch Geschick und Anstelligkeit" den Anforderungen der Füsiliere gewachsen waren. Der gebräunte Lauf war bei diesem Modell etwa 78,5 cm lang. Die beim Gewehr M41 vorhandene Backe im Schaft entfiel beim Füsiliergewehr; dafür konnte der Schaft in zwei Längen it einem Unterschied von 1,95 cm ausgeliefert werden (erkennbar über den Stempel auf der rechten Kolbenseite: L.A. für 'Langen Anschlag' oder K.A. für 'Kurzen Anschlag'). Messinggarnitur. Dieses Gewehr hatte kein Bajonett, stattdessen konnte das Seitengewehr aufgepflanzt werden. Wird dieses Seitengewehr in den Boden gesteckt, wird dem Füsilier eine Auflage für das Liegendschießen geboten.

Im Juli 1862 ging das verbesserte Infanteriegewehr M62 in Produktion, deren erste Exemplare aber erst 1867 ausgeliefert wurden. In den Krieg von 1870/71 konnten nur 32 Regimenter der Linieninfanterie mit diesem Modell ziehen, bis Ende des Krieges wurden 297.228 Gewehre dieses Modells ausgeliefert. Gegenüber dem Modell 1841 war der nunmehr stählerne, gebräunte Lauf um 6,5 cm verkürzt. Es war nunmehr im Schnitt 134 cm lang (mit gebräuntem Dillenbajonett 184 cm) und wog 4,75 kg (mit Bajonett 5,1 kg). Auch hier hatte der Schaft keine Backe mehr und konnte wie beim Füsiliergewehr in zwei Längen ausgeliefert werden. Die Visiervorrichtung ließ nun einen gezielten Schuß von 350 Schritt (262,5 m) bis auf 800 Schritt (600 m) zu.

Infanteriegewehr M1841  Infanteriegewehr Modell 1841
Füsiliergewehr M1860  Füsiliergewehr Modell 1860
Infanteriegewehr M1862  Infanteriegewehr Modell 1862

 

Die Infanterie im Feldzug

Die folgenden Abbildungen bzw. Fotografien sollen zeigen, wie die Infanterie Preußens und des Norddeutschen Bundes im Feldzug von 1870/71 aussah.

Feldmarschmäßig bekleideter Infanterist um 1866 (Ausstellung 1866, Armeemuseum Ingolstadt)

In dieser Montur zogen auch die Infanteristen 1870 in den Krieg. Die schwarzen Trageriemen und Leibkoppel waren den Füsilieren vorbehalten. Helm des Modells 1860. Die Hosen waren zu diesem Zeitpunkt noch dunkelgrau. Gut auch die Tragweise des Mantels über dem Gepäck zu erkennen.

 Preußischer Infanterist um 1866

Infanterist im Mantel, um 1870
(Sammlung Louis Delpérier)

Dieser Infanterist im Mantel hat sich in Frankreich fotografieren lassen und posiert in Felduniform mit angezogenem Mantel und Feldmütze. Gut sind die zwei (roten) Patten auf dem Umschlagkragen zu erkennen.

 

Preußischer Infanterist 1870 im Mantel