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Ausrüstung der Mannschaften

Tornister

Mit Einführung des Hinterladergewehrs und der damit einhergehenden Vergrößerung der Patronen war es erforderlich, ein neues Tornistermodell zu entwickeln. Auch die Verkleinerung der Kochkessel sowie veränderten Trageweise des Mantels (s.o.) begünstigten ein neues Modell, das am 24. Mai 1868 genehmigt wurde. Gegenüber dem bisherigen M60 war das Modell 1868 etwas kleiner mit einer Höhe von 26,75 cm (bisher 32,84 cm), einer um fast 5 cm reduzierten Breite von 31,59 cm und einer reduzierten Tiefe von 9,10 cm oben und 13,36 cm unten.

Der Tornister war aus rauem Kalbfell hergestellt und mit ungebleichter Leinwand gefüttert. An den Seitenwänden sind nunmehr oben - beim Modell 1860 waren die Taschen unten angebracht - zwei 14,59 cm lange Seitentaschen aus Kalbfell, in die jeweils eine Patronenbüchse aus weißem Blech untergebracht werden konnten. Diese Büchsen fassten jeweils 20 Patronen. Mit der Einführung des Infanteriegewehrs M69 ('Werder'), das allerdings nicht an alle Infanteristen ausgeliefert werden konnte, wurden die Büchsen durch Pappschachteln, die mit schwarz lackierten Papier überzogen waren, eingeführt.

Tragriemen aus schwarzem Leder, die oben fast 5 cm breit und sich unten auf 2 cm verjüngten. An diesen hing ein Messinghaken, der in das Gürtelkoppel eingehängt wird. An den beiden Riemen hing, mit einem Messingknopf verbunden, zwei schmale Hilfsriemen aus schwarzem Leder, die über einen Ring unten an einer Schnalle am Tornister fixiert werden. Vorgesehene Löcher am Tragriemen wie auch am Boden des Tornisters ließen eine variable Einstellung je nach Größe bzw. Tragkomfort des Soldaten zu. Zwei Riemen aus schwarzem Leder mit einer Länge von etwas über 58 cm und Breite von 2,43 cm fixierten den neuen, ebenfalls mit gleicher Verordnung erlassenen Feldkessel.

Tornister der Infanterie Modell 1868
Tornistermodell M1868 (aus Verordnungsblatt des Königlich Bayerischen Kriegsministeriums 1868)

In der Verordnung vom 24. Mai 1868 wurde auch die Packordnung des Tornisters geregelt, die hier wörtlich zitiert wiedergegeben wird:

Der Tornister ist, der untere Theil gegen den Mann gekehrt, zu packen wie folgt:

  1. das Nähzeug, bestehend aus schwarzem und weißen Faden, einigen Nadeln, Metall- und Beinknöpfen, in einem Tuchsäckchen, in die rechte,
  2. die mit Papier umwickelte Seife in die linke Ecke des Tornisters;
  3. die Leibbinde,
  4. das Hemd und
  5. die Unterhose, sämmtlich nach der Breite des Tornisters gerollt und mit Spagat gebunden, in das untere Tornisterfach;
  6. die Halsbinde, dann die Halsstreifen aus Papier, zwischen die Wäsche;
  7. die Socken oder Fußlappen;
  8. die Bundschuhe. Nachdem die Schäfte auf das Oberleder gelegt sind, werden die Bundschuhe mit den Sohlen auswärts so auf einander gelegt, daß die Spitze des einen auf den Fersentheil des andern trifft, sodann in den Schuhsack gesteckt und so verpackt, daß die Sohle des einen an der obern Tornisterwand anliegt. In den Schuhen wird die Schmier-Bürste und Büchse verwahrt.
  9. Der eiserne Bestand, bestehend in Kaffee und Zucker in einem Beutel auf der linken, und Reis in einem Beutel auf der rechten Seite, zwischen Bundschuhe und Wäsche. Der etwa mitzuführende Zwieback in der Mitte.
  10. Die Kleiderbürste in der Mitte zwischen Schuhe und Wäsche. Kleinere Gegenstände, wie z.B. der Federhaken etc., welche nur von einzelnen Leuten getragen werden, kommen auf den untern Boden des Tornisters.

Hierauf werden die Seitenklappen zugeschnallt, der unter, überragende Theil derselben in das untere Fach eingeschlagen und zum völligen Verschluße auch dieses zugeschnallt, nachdem zuvor das Visirschutzleder an der Strippe eingeschlauft wurde. Hierauf

  1. die Mütze.
  2. Der Feldkessel ist auf dem Tornisterdeckel mittelst zwei Riemen so zu befestigen, daß der flache Theil des Kessels und der noch abwärts stehende Drahtbügel an den Tornisterdeckel zu stehen kommen. Der aufwärts laufende Riemen wird, nachdem er durch die Blechstrupfe am Kesseldeckel gezogen, in die am obern Tornisterboden befindliche Schnalle ohne Kraftanstrengung geschnallt. Der Querriemen wird, nachdem der durch die Schlaufe am Verticalriemen gezogen, so um den Kessel festgeschnallt, daß er unmittelbar an diesem, mithin zwischen Kessel und Drahtbügel zu liegen und die Riemenschnalle auf der linken Seite 2'' von der Mitte des Kessels entfernt zu stehen kommt.
  3. Die Munition; je 20 Stück Patronen befinden sich in 2 Blechbüchsen verpackt in den beiden Seitentaschen des Tornisters, wozu noch
  4. der mit Papier umwickelte Kamm in der rechten und
  5. der Kesselhaken in der linken Seitentasche des Tornisters untergebracht wird.

Im Brodsack befindet sich das Essbesteck und die Salzbüchse.

Mit dieser Packordnung hatte der Infanterist ein Gesamtgepäck (inklusive 40 Patronen) von etwa 9,5 kg zu tragen; mit Mantel erhöhte sich das Gesamtgewicht auf fast 12 kg.

Patronentasche

Patronentasche M 60
Patronentasche M60

Schwarzlederne Patronentasche, die regulär am linken Hüftknopf ausgerichtet hinten in den Gürtelkoppel eingehängt wurde. Auf Kommando 'Patronentaschen vor' wurden diese vorne eingehängt, um im Gefecht einfacher an die Patronen heranzukommen. Noch im Jahre 1870 wurde das 1860 mit dem Gürtelkoppel eingeführte Patronentaschenmodell genutzt. Mit dem zum Hinterlader umgewandelten Podewils-Gewehr erfuhr das M60 eine Änderung, denn nunmehr sollten 40 Patronen in einem Blecheinsatz transportiert werden. Die Breite des Patronentaschenkastens war 17 cm, die Höhe 8,7 cm und die Tiefe knapp über 6 cm. Die Tasche wurde über die angehängte Lederschlaufe in das Gürtelkoppel eingefädelt. An den Seiten des Kastens zwei Säckchen, rechts für den Gewehrpropf, links für Öl- und Hammerschlagbüchse. 

Mit der Einführung des Werder'schen Gewehrs wurde ein neues Modell 1870 der Patronentasche eingeführt. Deren Kasten war 17 cm breit und fast 6,5 cm tief. Die Rückwand hatte eine Höhe von fast 9 cm, die Vorderwand von knapp über 6 cm.

Patronentasche M 70
Patronentasche M70

Gürtelkoppel

Aufhängung Seitengewehr und Feldflasche 1868 
 Aufhängung Seitengewehr und Feldflasche 1868
(aus Verordnungsblatt des Kgl. bay. Kriegsministeriums

Im Jahre 1860 stellte die bayerische Infanterie auch vom Bandolier auf das schwarzlederne, 4,86 cm breite Gürtelkoppel um, in das der Tornister eingehakt werden sollte. Messingschnalle zum Verschließen. Der Gürtel durfte nicht mehr als 9,75 cm über das Koppel hinausragen; eventuell wurde er eingeschlagen und wieder zum Koppel zurückgeführt.

Mit der schon bekannten Verordnung vom 24. Mai 1868 erfuhr auch die Aufhängung des Seitengewehrs eine Änderung. Die Tragriemen hatten eine Breite von etwa fünfeinhalb Zentimeter und wurden in in einem 9,5 cm breiten Stück zusammengeführt. Das Seitengewehr wurde eingehängt und die Scheide mit einem Riemen und Messingschnalle fixiert.

Gemeinsam mit dem Werder'schen Gewehr wurde ein Yatagan eingeführt, der in eine schwarzledernen Aufhängung von anderen Maßen eingehängt wurde.

Sonstige Ausrüstung

Mit Erlass vom 13. März 1866 erhielte die Infanterie einen, für einen einzelnen Soldaten bestimmten Feldkessel aus verzinntem Blech. Dieser hatte eine Höhe von 20 cm, eine Breite von etwas mehr als 16 cm und eine Tiefe von fast 11,5 cm.

Feldflasche aus Glas, das mit braunem Leder überzogen war. Tragriemen aus braunem Leder, der über die linke Schulter und über den Tornister geführt wurde. Im Jahre 1864 wurden Zinnbecher eingeführt, die ein halbes bayerisches Maß (0,53 Liter) fassen konnten. Diese waren so geformt, dass die Feldflasche eingesetzt werden konnte. Der Tragriemen wurde durch Drahtbügel am unteren Rand des Bechers geführt.

An der linken Hüfte führten die Infanteristen einen etwa 29 cm langen wie breiten Brotsack aus Zwillich; Riemen aus hellem Leder, Verschluss über eine Schlinge und weißem Knopf. Der Tragriemen wurde unter den Riemen des Tornisters geführt.

Jeder zehnte Soldat erhielt seit dem Feldzug von 1866 eine zylindrische Kaffeemühle aus verzinntem Blech, die an einem Lederriemen hingen.