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Samstag, 6. August 1870

Scharmützel bei Saarbrücken

Deutsche Truppen

1. Brandenburgisches Ulanen-Regiment (Kaiser von Rußland) Nr. 3
(4. Eskadron)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

In der Kriegsgeschichte von 1870/71 des Großen Generalstabes ist zu diesem Aufklärungsritte erwähnt, dass die Ulanen-Schwadron noch in der Nacht auf den 6. August beim Überqueren der Saarbrücke von St. Johann nach Saarbrücken unter heftigen Beschuss geriet.

 

Scharmützel bei Rimling (oberhalb Saargemünd)

Deutsche Truppen

Magdeburgisches Kürassier-Regiment Nr. 7

Magdeburgisches Husaren-Regiment Nr. 10
(3. und 4. Eskadron - 1 Offizier verwundet, 1 Husar getötet)

Magdeburgisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 4
(1. Reitende Batterie)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Die Regimentsgeschichte des Husaren-Regiments Nr. 10 von Thielen (Hannover 1888) beschreibt kurz die Kämpfe:

"Am folgenden Tag [6. August] Mittags fand der Vormarsch auf Rheinheim statt, woselbst Stab und 1. Escadron verblieben, die 2. Escadron bezog bei Bliesbrücken Vorposten, die 3. und 4. unternahmen mit zwei Escadrons des 7. Cürassier-Regiments die Meldung des Lieutenants A. von Trotha, daß eine lange feindliche Colonne aller Waffen auf der Chaussee Rohrbach-Bitsch marschire, einen Vorstoß gegen Rohrbach. Das Detachement erhielt Feuer. Der Gefreite Schulze 4. Escadron und 2 Pferde blieben, der Rittmeister von Kaisenberg erhielt einen Schuß in die Seite und kam in das Lazareth nach Zweibrücken; außerdem wurden 2 Pferde verwundet."

 

Aufklärung bei Neunkirchen und Habkirchen

Deutsche Truppen

Schleswig-Holsteinsches Ulanen-Regiment Nr. 15
(1. Eskadron - 1 Ulan getötet, 1 Ulan verwundet)

15. Kavallerie-Brigade

Brandenburgisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 3 (General-Feldzeugmeister)
(2. Reitende Batterie)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Die Regimentsgeschichte des Ulanen-Regiments Nr. 15 von Glasenapp (Berlin 1894) berichtet:

"Da die weitere Rekogniszirung durch die einbrechende Dunkelheit [am 5.8.] verhindert wurde, ging Rittmeister Brix in der Frühe des folgenden Tages nochmals mit der gesammten Eskadron vor. Beim Erscheinen der Eskadron vor Neunkirchen entwickelte sich feindliche Infanterie zu beiden Seiten des Ortes, auch wurden in der Ferne ein mit Schimmeln berittenes Regiment chasseurs à cheval und eine Kürassier-Eskadron sichtbar."

 

Schlacht von Spichern

Deutsche Truppen

5. Infanterie-Division

14. Infanterie-Division

3. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 20
(Füsilier-Bataillon)

Hohenzollernsches Füsilier-Regiment Nr. 40

6. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 55

Westfälisches Jäger-Bataillon Nr. 7

1. Westfälisches Husaren-Regiment Nr. 8

2. Rheinisches Husaren-Regiment Nr. 9

2. Westfälisches Husaren-Regiment Nr. 11

Herzoglich Braunschweigisches Husaren-Regiment Nr. 17

1. Brandenburgisches Ulanen-Regiment (Kaiser von Rußland) Nr. 3

Oldenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 19

Brandenburgisches Kürassier-Regiment (Kaiser Nikolaus I. von Rußland) Nr. 6

Ostpreußisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 1
(4. Schwere und 4. Leichte Batterie)

Brandenburgisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 3 (General-Feldzeugmeister)
2. Fuß- und Reitende Abteilung)

Westfälisches Artillerie-Regiment Nr. 7
(5. und 6. Leichte Batterie, 2. und 3. Reitende Batterie)

Rheinisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 8
(6. Leichte und 6. Schwere Batterie)

Gesamtverluste der deutschen Truppen:
862 Offiziere und 3.632 Mann getötet oder verwundet, 372 Mann vermisst

Französische Truppen

2. Armee-Korps (General Frossard)

Gesamtverluste der französischen Truppen:
249 Offiziere und 3.828 Mann getötet oder verwundet, mehrere 100 Gefangene

 

Schlacht von Spichern am 6. August 1870
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Der bekannte Korrespondent Hans Wachenhusen schreibt in der Kölner Zeitung direkt vom Schauplatz der Schlacht:

"Unmöglich ist es, schon einige Stunden nach einem so heissen Gefechte, dessen letzte Momente die Nacht umschleierte, einen irgendwie eingehenden Bericht niederzuschreiben, zumal der ganze Kampf unsererseits ein ganz unvorhergesehener, nicht beabsichtigter war. Nur die 69er hatten, seit wir die Stadt Saarbrücken räumten, wieder Fühlung am Feinde genommen und sich in St. Johann wieder festgesetzt. Die Franzosen selbst hatten die Stadt, wie ich heute bei meiner Rückkehr höre, keineswegs occupirt, sondern nur in derselben fouragirt. General Frossard war allerdings nach unserem Abzug in Saarbrücken in sehr theatralischem Cortége erschienen und hatte sich beim Bürgermeister nach dem Betragen seiner Leute erkundigt, ihnen auch auf einige Beschwerden das Betreten der Stadt ohne Sergeanten streng untersagt; die Rohheiten, die sie hier verübt haben sollten, beschränken sich nur darauf, dass die Franzosen nach 6 Uhr Abends, wenn sie einen "Bock" zuviel getrunken, denselben nicht bezahlten, und dass einzelne Soldaten, die trotz der Ordre während der Nacht hier geblieben, auf erotische Abenteuer ausgegangen waren. Im Uebrigen hatten sie eben nur aus strategischen Rücksichten die Position auf der Höhe des Winterberges und des Exerzierplatzes innegehabt, sich um die Gemeinde-Angelegenheiten, um Post und dergl. aber nicht bekümmert.

Wie bekannt, las es in den Absichten des Generals von Moltke, den hiesigen offenen Platz nicht behaupten zu wollen, so lange nicht auch vor der Mündung des Nahethales der Aufmarsch unserer Armee vollendet, mit andere Worten, sich auf keinerlei ernste Engagements einzulassen, ehe nicht eine der Stärke des gegenüberstehenden Feindes entsprechende Truppenzahl herangekommen war. Währen der letzten Tage vollzog sich nun dieser Aufmarsch in ungeheurem Maassstabe, wie auf der ganzen Linie. Nothwendig schoben sich also die Spitzen unserer Truppen wieder bis nach Saarbrücken vor. Wie ich schon meldete, hatten die Franzosen ihre verschanzte Position auf dem Exerzierplätze und dem Winterberge wieder verlassen, und die Spitzen der Armeecorps der ersten und zweiten Armee erreichten heute gegen Mitteln den Exerzierplatz, den sie unbesetzt fanden. Diese Spitzen kamen in langen, dünnen Fäden, ohne Ahnung von einer so kolossalen feindlichen Macht, wie sie sich gleich darauf vor ihnen zu entrollen begann. anfänglich war das Gefecht ein unbedeutendes, bald aber sahen die Unseren, wie immens die vor ihnen in den Wäldern verstecke Übermacht war. Nur ganz allmälig vermochten sie, die auf dem Marsche befindlichen Truppen herbeizurufen; dieselben waren seit mehreren Tagen bie der Ordnung des Aufmarsches wehr ermüdet worden und kamen bataillonsweise, ermüdet von fünf- und sechsstündigem Marsche, ins Gefecht. Dabei handelte es sich um die Erstürmung formidabler Positionen, wie es die Abhänge des Spichererberges vis-à-vis dem Winterberg sind, die sonst wohlbedachter Dispositionen bedürfen.

Der Kampf wurde von den Unsrigen miteiner wahren Begeisterung und einer die härtere Probe bestehenden Tapferkeit aufgenommen. Die Franzosen hatten ihre Batterien auf den Abhängen etabliert und warfen ihre Geschosse in die wenigen Bataillone. indes der kommandierende General des 8. (Rheinischen) Armeecorps, v. Goeben, übernahm die Leitung des Gefechtes: die Truppe hat in diesen Genial ein unendliches Vertrauen, und die allmälig eintreffenden Verstärkungen an sich ziehend, stürmte sie die Anhöhen mit grossen Verlusten, trotz Granaten, Mitrailleusen und Chassepots, mit welchen letztern die Franzosen au hazard aus der Ferne wirklich viel besser treffen als in der Nähe. Als ich, ein Augenzeuge des ersten Kampfes von der Höhe von Holz herab, am Schlachtfelde eintraf, waren die Abhänge des Spichererberges bereits von unseren Braven gestürmt und der Feind auf die Höhe zurückgeworfen. Es ist ein blutiges Stück Arbeit gewesen, die Zahl der Verwundeten, welche man in die Stadt brachte, sprach davon. Es war rührend, zu sehen, mit welcher innerer Teilnahme, mit welcher Aufopferung Frauen und Mädchen den Leichtverwundeten ihren Arm, ihre Schulter boten, um sie zu führen, mit welcher Unermüdlichkeit sie Erfrischungen herbeitrugen und alles taten, um die Schmerzen der Unglücklichen zu lindern. Die Bürger der Stadt wetteiferten, um sich im Tragen der Bahren abzulösen, in den Lazaretten tätig zu sein und denen, die ihre Leben für sie preisgestellt, durch die herzlichste Teilnahme ihren Dank auszudrücken. Ebenso war es auf der Abdachung des Winterberges, über welchen die Sanitätswagen isch aus dem Gefechte daher bewegten. Die Mägde kletterten auf die zum Schlachtfelde zurückfahrenden Wage, um Verwundete zu pflegen und sie in Lazarette zu schaffen.

Erstürmung des Roten Bergers während der Schlacht von Spichern (C. Röchling)
Erstürmung des Roten Berges (C. Röchling)

Der Kampf tobte auf dem Spichererberg; das Gewehrfeuer knatterte ohne Unterbrechung, die dunklen Linien der kämpfenden Bataillone tragen auf dem Grau des Berges plastisch hervor. Unten zur Rechten im Thal auf de rWiese bei der goldnen Bremm und der Waldesecke rechts spieen die Französischen Geschütze; die unseren hatten sich ihnen gegenüber gestellt und brachten sie zum Schweigen. Irre ich nicht, so wurden erst gegen 4 Uhr unsere 2 Geschütze auf dem Berge linker Seite gegen den Feind geführt.

Von dieser Position aus sah ich dem Kampfe zu. Der Pulverdampf verwischte mir oft die Formen der feindliche Bataillone; das Kleinfeuer hüllte sie in einen fortwährenden Schleier. Keine Pause im Gefecht; heftiger und heftiger tobte der Kampf. Unsere Kavallerie hatte bereits einige wirksame Chargen gemacht. Gegenüber auf dem abschüssigen Plateau pflanzten sich feindliche Batterien auf. von unten herauf wirkten einige unserer Geschütze. Indes waren unsere Truppen dem Feinde bei Weiten an Stärke unterlegen, der nach meiner Berechnung wohl an 20- bis 30,000 Mann in den Kampf gebracht. (Nach dem Französischen Bericht waren 5 Divisionen im Kampfe, also über 50,000 Mann.) Immer neue Truppen warf der Feind uns entgegen. Einmal schon hatten die Unseren ihn zurückgedrängt, er brach wieder vor. Da kamen über den Winterberg auch unsere Verstärkungen heran. Im Laufschritt eilten sie in das Thal und erkletterten die Abhänge, um den Brüdern zu Hülfe zu eilen. Auch einige Batterien pflanzten sich im Thale auf und bewarfen nachdrücklich den Feind. Zeichen sechs und sieben Uhr erst trafen diese Verstärkungen ein. Sechs Stunden also hatten unsere wenigen Truppen mit einer riesigen Übermacht gekämpft, hatten dieselbe sogar aus ihren Positionen auf den Abhängen verdrängt, dieselben mit großen Opfern gestürmt. Um dieselbe Zeit auch pflanzten sich unsere neuen Batterien im Thal auf, währen zwei Geschütze auf der Höhe tapfer und unermüdlich in den Feind hinein feuerten. Gegen sieben Uhr war der Feind auch auf der Höhe zurückgeworfen. Aber nochmals neue Truppen ins Gefecht führend, brach er vor, aber das Gefecht stand, so viel ich sehen konnte, eine halbe Stunde. Endlich wich gegen acht Uhr der Feind über die Höhe zurück. Mehrere am Fusse des Spicherer Berges aufgestellte Reserven, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, zogen sich die Höhen hinauf, um den nötigen Druck auf den Feind zu üben, und dieser hatte das Schlachtfeld aufgegeben, sich gegen Forbach zurückgezogen.

Nicht minder blutig war der Kampf auf unserem rechten Flügel bei Stiering, wo es einigen Bataillonen des 77. und 53. Regiments gelang, nach schweren Opfern den Feind in den Ort zurückzuwerfen.

Angriff gegen Stiering währen der Schlacht von Spichern (C. Röchling)
Angriff auf Stierung und den Spicherer Wald (C. Röchling)

Die Artillerie schwieg bereits um etwa 8 ½ Uhr. Ich eilte zum Winterberg hinüber, um den Rückzug des Feindes zu beobachten, der unter lebhaftem Gewehrfeuer über die Höhe hinweg nach Forbach zu getrieben und, so viel mir gekannt, bis zur Verrerie Sophie gedrängt wurde. Ich glaube, hier machte die Nacht dem heissen Gefecht ein Ende, die Dunkelheit verhüllte ein durch seine locale Romantik höchst interessantes Schlachttableau, ohne den Augen der genängsteten Bevölkerung den Anblick der zahlreichen Krankenwagen zu entziehen, die sich zur Stadt bewegten. Jedes Bataillon hat den Befehl, auf dem Fleck zu campiren, auf welchem es bei Abbruch des Gefechtes stand, un eines neuen Angriffs gewärtig zu sein. Beide Gegner campiren unter einer wunderbar schönen Sternenlicht. Die Bivouacfeuer lodern von den Höhen; es ist ein immenses Schauspiel, ein furchtbares Trauerspiel, denn die Schlachten, die hier geschlagen werden, gehören zu den blutigsten der Kriegsgeschichte."

Am 7. August morgens fügt Wachenhusen hinzu:

"Ich schrieb in der Nacht, wie bei dem gestrigen Gefecht zuerst unsere Spitzen in dünnen Fäden auf dem Exerzierplätze eintrafen. Beteiligt waren nach und nach an dem Gefecht: vom 7. (westfälischen) Armeecorps die 14. Division mit 11 Bataillonen, 4 Batterien und 1 (Düsseldorfer) Husaren-Regiment. Von 8. (rheinischen) Armeecorps das 40. Regiment, 2 Batterien und 3 Schwadronen Husaren. Vom 3. (Brandenburgischen) Armeecorps waren wirklich im Gefecht 5 Bataillone, nämlich vom 12. und 8. (Leib-) Regiment; 3 Jäger-Bataillone, deren Commandeur einen Schuss durch die Brust erhielt. Die Reserve stand am Fusse der Spicherer Höhe. Wir haben einige Hundert Gefangene bis heute Morgen und zwar von 6 verschiedenen Französischen Regimentern des Frossard'schen Corps. Die 14. Division griff Mittags zuerst die ganze Fronte an und zersplitterte wohl ihren geringen Kräfte eine so überlegenen Feinde gegenüber, indem sie nach beidne Seiten vorgehen musste. Erst um halb 3 Uhr Nachmittags kam die erste Hülfe in zwei Batterien des 8. Armee-Corps; um 3 Uhr das 40. Regiment und gleichzeitig erschienen von St. Arnual her die ersten Bataillone des 3. Armee-Corps.

Bis dahin hatte General v. Kamecke den Befehl, allein von diesem Augenblicke ab übernahm ihn der Kommandierende des 8. Armee-Corps, General v. Goeben, und wurden sofort sämtliche Truppen des 40. Regiments und die herangezogenen Truppen des 3. Armee-Corps gegen den feindlichen rechten Flügel, den Wald auf der Ostseite des Spicherer Berges, dirigirt. Unsere Truppen drangen in diesen Wald ein und nahmen ihn trotz dem zähesten Widerstande und einem enormen Schnellfeuer. Aus der Lisière drangen jetzt die Unseren auf die Höhe vor und auf dieser entspann sich ein heisser, anhaltender Kampf, in welchen der Feind dreimal von Forbach her neue Verstärkungen hineinwarf, mit diesen zugleich z einer energischen Offensive übergehend. Wiederum wurde der Feind von den Unsrigen zurückgeworfen.

Auf unserem äussersten linken Flügel wurden wir inzwischen von den gegenüber liegenden Höhen angegriffen; 2 Bataillone des 3. Armee-Corps wurden vom Feinde zurückgewiesen, doch hielten diese ihre Position. Nachdem der Wald auf der Spicherer Höhe von uns genommen worden, wurde eine Batterie von uns hinaufgeschoben, diese fuhr vor demselben auf und warf die vom Feinde versuchten Gegenangriffe entschieden zurück. Das Gewehrfeuer wütete auf dieser abschüssigen Höhe Stunden lang, die Mitrailleusen spielten, mehrmals bedrängte der Feind uns sehr heftig, dennoch ward er siegreich zurückgedrängt. Es war ein heisses Treffen, das bald hier, bald dort andere Chancen zeigte, welche die Verstärkungen des Feindes bewirkten, indes waren unsere Soldaten, trotz Chassepots und Mitrailleusen, jedes Vordringen wieder zurück.

Unserer rechter Flügel, bestehend aus 5 Bataillonen der 14. Division, hatte inzwischen ein sehr blutiges Gefecht auszuhalten. Schon waren unsere Bataillone unter dem heftigsten Gewehrfeuer bis Stiering vorgedrungen, doch wurden sie für einige Zeit vom Feinde wieder zurückgedrängt, bis sie endlich gegen Abend vom General v. Kamecke wieder vorgeführt wurden und den Feind nach Stiering zurückwarfen, wobei einige Häuser dieses Grenzortes in Brand gerieten.

Der Versuch des Feindes, mit starkem Artilleriemassen ins Centrum vorzugehen, hatte keinen Erfolg. Unsere Artillerie ging plötzlich, ihre Batterien heranziehend, bedeutend vor und nötigte den Feind, abzuziehen.

Als die Dunkelheit hereinbrach, machte sich der Rückzug des Feindes bemerkbar, indem er denselben durch eine formidable Kanonade zu decken suchte. Dieselbe verursachte uns wenig Schaden und namentlich unsere auf der linken Seite der Höhe stehende Batterie sah die Mehrzahl der feindlichen Granaten hoch oben in der Luft vor und hinter sich platzen.

Zu erwähnen ist, dass gegen Abend zuerst General v. Zastrow, dann der Ober-Befehlshaber General v. Steinmetz eintrafen und das Commando übernahmen. Unsere Truppen bivouakirten die Nacht hindurch auf dem Platze, den sie zu Ende des Gefechtes inne hatten, der Feind seinerseits kampierte auf den Höhen zwischen Forbach und Kehrbach.

Währen dieses heissen und äusserst blutigen Gefechtes war die 13. Division über Völklingen gegen Forbach dirigirt worden, doch konnte sie erst bei einbrechender Dunkelheit bis gegen Forbach gelangen, wo sie noch zuletzt in eine kleines Gefecht verwickelt wurde.

Weder die Verluste des Feindes noch die unsrigen sind bis jetzt 8 Uhr Morgens, genau zu taxiren. Fortwährend werden noch Gefangene hereingebracht, deren Zahl wohl annähernd 4-500 betragen wird. Viele Französische Offiziere sind darunter. Unser Verlust an höheren Offizieren ist: General v. Francois todt, Major v. Jena schwer verwundet. Auf beiden Seiten sind unverhältnissmässig viele Offiziere todt und verwundet. Wir haben Compagnien, die alle ihre Offiziere einbüssten.

Zur Beruhigung füge ich hinzu, dass für die Pflege der Verwundeten die ausreichendsten und besten Anstalten getroffen waren. Auch die Einwohne von Saarbrücken unterstützen unsere Sanitäts-Compagnien in der liebevollsten Aufopferung. Ganze Wagen voll Frauen und Mädchen fuhren auf das Schlachtfeld, unbesorgt um die überall eingeschlagenen Kugeln, um die Verwundeten verbinden zu helfen, ihnen Erfrischungen zu reichen und sie aus dem Kampfe zu tragen. Es war ein rührendes Bild, alle diese teilnahmsvollen Leute zu sehen, wie sie, die eigene Sicherheit verachtend, sich in den Kugelregen wagten. Ich selbst sah zwei Mädchen, die einen Schwerverwundeten auf ihren Armen aus dem Kampfe trugen, ihn mit ihren Tüchern verbanden und ihn dann erst zum Verbandplatz schafften.

Unsern Truppen waren die Siege schon bekannt, welche der Kronprinz der Mac Mahon und Canrobert errungen, und alle dürsteten danach, gleiche Lorbeeren zu ernten. Sie haben sie geerntet, weh auch viele ihrer Cameraden mit ihren Leichen das Schlachtfeld decken. Zwei Mitrailleusen waren gestern bereits in den Händen der Unsrigen, doch mussten sie dieselben, ohne Unterstützung, stehen lassen. Ebenso wird angegeben, man habe eine Französische Batterie aus demselben Grunde aufgeben müssen.

[Nachschrift] 10 Uhr. Die Resultate klären sich erst jetzt. Der Feind ist total geschlagen. Die 3. Husaren haben heute Morgen Forbach besetzt und die Bagage und das Zeltlager von 2 Divisionen sind in unseren Händen."

 Eine Depesche vom 7. August beschreibt die Schlacht kurz aus französischer Sicht:

"Aus Metz vom 7. d., 6 Uhr Morgens, wird officiell gemeldet: In dem gestrigen Gefecht bei Forbach war das 3. [sic] Corps als Corps allein engagiert und nur unterstützt von 2 Divisionen anderer Corps. Die Corps L'Admirault, Failly und die Garde haben nicht gefochten. Der Kampfe begann um 1 Uhr und schien unerheblich, bald aber legten sich zahlreiche Truppen in dem Walde in den Hinterhalt und versuchten unsere Stellung zu umgehen. Um 5 Uhr schien es, als ob die Preussen zurückgeworfen seine und auf weiteren Angriff verzichteten; aber ein neues Armeecorps kam von Werden an der Saar und nöthigte Frossard zum Rückzuge. Die Truppen, welche heute noch getrennt waren, conentriren sich in der Richtung auf Metz."

Eine weitere Depesche schreibt noch:

"Bei der Action waren beteiligt die Infanterie-Regimenter No. 32, 55, 76, 77, 8, 23, 66, 67, 69, 2, 63, 24, 40, sowie das 10. und 12. Jägerbataillon."

 

Schlacht von Wörth

Deutsche Truppen

V. Armee-Korps

XI. Armee-Korps

Württembergische Feld-Division
(ohne 1. Feld-Brigade)

1. Bayerische Infanterie-Division

4. Bayerische Infanterie-Division

5. Bayerische Infanterie-Brigade

Bayerische Ulanen-Brigade

1. Bayerisches Chevauxlegers-Regiment Kaiser Alexander von Rußland
(1., 2. und 4. Eskadron)

1. Bayerisches Artillerie-Regiment Prinz Luitpold
(4. Batterie)

2. Bayerisches Artillerie-Regiment Brodeßer
(1., 3. und 4. Batterie)

4. Bayerisches Artillerie-Regiment König
(2., 3. und 5. Batterie)

4. Bayerische Feld-Genie-Kompanie
(1 Zug)

Gesamtverluste der deutschen Truppen:
437 Offiziere und 8.649 Mann getötet oder verwundet, 1.444 Mann vermisst

Französische Truppen

1. Armee-Korps (Marschall Mac Mahon)

1. Division (General Conseil Dumesnil) des 7. Armee-Korps (General Felix Douay)

Gesamtverluste der französischen Truppen:
760 Offiziere und ca. 10.000 Mann getötet oder verwundet - 200 Offiziere und 6.000 Mann gefangen

 

Schlacht von Wörth am 6. August 1870
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Im Preußischen Staats-Anzeiger wird die folgende offizielle Relation über die Schlacht bei Wörth veröffentlicht:

"Am 5. August befand sich das Hauptquartier des Kronprinzen zu Sulz, in dessen Umgegend die III. Armee versammelt war. Alle an diesem Tage eingelaufenen Nachrichten stimmten darin überein, dass sich das 1. Französische Corps unter Mac Mahon auf den Höhen westlich Wörth concentrirte und durch Truppen-Zuzüge auf der Eisenbahn verstärke. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz beabsichtigte für den 6. August, das V. Armee-Corps mit der Front gegen die Sauer, östlich Wörth, stehen zu lassen, das XI. Armee-Corps von Sulz gegen Hölschloch und Sauerburg und die Division des General-Lieutenants v. Werder von Aschbach gegen Hohwiller und Reimerswiller vorzuschieben. Das zweite Bayerische Corps sollte auf dem rechten Flügel der neuen Aufstellung verbleiben, das erste Bayerische Corps als Reserve nach der Mitte derselben bei Preuschdorf herangezogen werden. Die Cavallerie-Division sollte in Schöneberg, das Hauptquartier in Sulz verbleiben.

Das V. Corps hatte am Abend des 5. aus dem Bivouac bei Preuschdorf die Vorposten auf die Höhen östlich Wörth vorgeschoben; die des Feindes standen auf den Höhen westlich der Sauer, Gunstett und Wörth gegenüber. Mit Tagesanbruch begannen bei den Vorposten kleine Scharmützel. Der Commandeur der Vorposten des 5. Corps, General-Major Walther von Montbary, glaubte aus den Bewegungen des Feindes schliessen zu müssen, dass derselbe abziehe. Er befahl daher eine Recognoscirung durch ein Bataillon des Regiments No 37, welches durch das Feuer der Vorposten-Batterien unterstützt werden sollte. Der Feind hatte aber, wie sich später ergab, die Linie Fröschwiller-Morsbronn mit allen Waffen stark besetzt, die Artillerie nordöstlich Elsasshausen und bei Albrechtshäuser-Hof in Position.

Um 8 Uhr befahl General von Kirchbach, da ein Angriff für diesen Tag nicht beabsichtigt war, den Kampf einzustellen. Aber bald wurde er auch das lebhafte Feuer beim 2. Bayerischen Corps, so wie das durch die Recognoscirung des Morgens veranlasste Eingreifen der 21. Division wieder aufgenommen. General von Schachtmeyer hatte nämlich um 7 Uhr bei Hölschloch die ersten Kanonenschüsse in der Richtung von Wörth gehört. Dann schwieg das Feuer kurze Zeit, die Division bezog Bivouacs, sah aber auf der Höhe westlich Gunstett ein Französisches Lager. Das genannte Dorf war Preussischerseits von 2 Compagnien und 2 Escadrons des 5. Armee-Corps besetzt. Als aber das Geschützfeuer bei Wörth heftiger wurde, formierte General von Schachtmeyer seine Avantgarde am westlichen Ausgange des Niederwaldes, schickte dem Detachement von Gunstett ein Bataillon zur Unterstützung und dirigierte auch die Artillerie des Gros durch den Niederwald dorthin. Als dann Französische Infanterie im Marsch von der Höhe gegen Gunstett und ferner eine feindliche Batterie in Position sichtbar wurde, erhielt die Avantgarde Befehl, sich zu entwickeln und Gunstett, sowie die Stellung am Sauerbach vorläufig zu halten. Alle 4 Batterien marschirten demnächst auf der Höhe nordwestlich Gunstett auf und eröffneten das Feuer, während sich nun auch das Gros formierte.

Gegen 9 Uhr war die 22. Division Gersdorff bei Sauerburg eingetroffen. Noch ehe das Bivouac bezogen war und während auch hier der Kanonendonner von Wörth gehört wurde, traf eine Benachrichtigung von Seiten der 21. Division und bald darauf der kommandierende General des 11. Armee-Corps, General v. Bose, selber ein. Die 22. Division brach in Folge dessen ebenfalls nach Gunstett auf, zuerst die 43. Infanterie-Brigade mit der Artillerie, dann die 44., beide den Weg um die Südecke des Niederwaldes nehmend. Gleichzeitig wurde Major v. Engel, Adjutant Sr. Hoheit des Herzogs v. Meiningen, zum General v. Werder geschickt, um demselben Mittheilung von der Sachlage zu machen, und traf um 11 Uhr bei demselben ein. Die 22. Division v. Gersdorff dirigierte das Regiment No. 95 und die Artillerie nördlich Gunstett, das Regiment No. 32 links an den Sauerbach. General v. Bose begab sich zur 21. Division, General v. Werder, von dem Marsch der 22. Division unterrichtet, liess sofort von der Division v. Obernitz die Kavallerie-Brigade Graf Schüler und die Infanterie-Brigade Starkloff, deren Gepäck zurückgelassen wurde, mit der dazu gehörigen Artillerie von Reimerswiller über Sauerburg nach Gunstett abrücken. Alles übrige blieb zum Abmarsch Berit in den Bivouacs.

Beim 5. Armee Corps hatte, wie schon erwähnt, bald nach 8 Uhr der wirkliche Angriff der Stellung von Wörth begonnen. Nachdem die Artillerie der Avantgarde das Feuer wieder aufgenommen, erhielt auch die Corps-Artillerie Befehl auf den Höhen östlich Wörth aufzumarschiren. Demnächst wurde die 10. Infanterie-Division in erster Linie, die 9. Infanterie-Division in zweiter Linie, beide à chevaleresk der Strasse von Preuschdorf nach Wörth, aufgestellt. Um 10 Uhr hatten sämtliche 14 Batterien das Feuer eröffnet. Eine Stunde später, als sich die überlegenere Wirkung der diesseitigen Artillerie herausgestellt und auch das 11. Armee-Corps vorwärts Terrain gewonnen hatte, befahl der kommandierende General, dass die Avantgarde Wörth nehmen und sich auf den jenseitigen Vorbergen festsetzen solle.

Der bayerische Hauptmann Ziegler beim verwundeten französischen General Douay in Fröschwiller
Der bayerische Hauptmann Ziegler erreichte den verwundeten französischen General Douay in Fröschweiler

Das 2. Bayerische, sowie das 11. Armee-Corps wurden hiervon unterrichtet. Um 10 ½ Uhr dirigierte sich eine Französische Brigade von Morsbronn her gegen Gunstett. Aber auch Seitens der 21. Division war auf dem rechten Flügel 1 Bataillon des Regiments No. 87 in den Niederwald vorgeschoben worden, und während die um eine zweite Batterie, sowie eine Mitrailleusen-Batterie verstärkte Französische Artillerie feuerte, waren aus dem Gros 2 Bataillone auf Gunstett und 3 in der Schlucht nördlich des Dorfes vorgerückt. Zwischen beiden Teilen stand fortgesetzt die diesseitige Artillerie in Position. Bald darauf erschienen noch 2 Französische Batterien auf der vorliegenden Höhe östlich von Elsasshausen, den Preußischen Angriff flankierend. Dieselben wurden aber wesentlich durch eine nördlich Spachbach aufgestellt Batterie des 5. Armee-Corps abgelenkt. Der feindliche Infanterie-Angriff auf Gunstett wurde zurückgewiesen und die Französischen Schützen nisteten sich jenseits des Sauerbachs ein. Nunmehr erschien die Französische Infanterie in grössern Massen auf den Höhen, scheinbar entschlossen, zum Angriff vorzugehen.

Um 11 Uhr traf General v. Bose in Gunstett ein, die Ankunft der 22. Division, sowie der Corps-Artillerie verheissend. Eine halbe Stunde später unternahm der Feind mit grösseren Kräften einen zweiten Angriff auf Gunstett, welcher bis an die Enceinte des Dorfes durchgeführt wurde. Mit Hülfe des inzwischen eingetroffenen Jäger-Bataillons No. 11 wurde derselbe aber ebenfalls unter grossem Verlust des Feindes zurückgewiesen.

Gegen 12 Uhr erschien nun auch die 22. Division südlich Gunstett, in der Richtung auf Eberbach und Abrechtshäuser-Hof vorgehend, Französische Infanterie in bedeutender Stärke trat ihr von Morsbronn hier entgegen, wurde aber zurückgedrängt und die Divisions-Artillerie Vereinigte sich mit derjenigen der 21. Division. Beide Divisionen des 11. Corps gingen nun in engster Verbindung vorwärts. Zwischen Elsasshausen und Wörth standen Französische Batterien.

Um 12 ½ Uhr ging beim General v. Werder der schriftliche Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen ein, es solle das Corps Werder nach Zurücklassung eines Regiments südlich Sulz zum Schutze des Hauptquartiers, mit seinen gesammten übrigen Truppen zur Unterstützung des 11. Corps über Graswald durch den Niederwald nach Gunstett abrücken. Die noch zurückgelassene Württembergische Brigade Hügel, sowie die Corps-Artillerie, traten nun sofort an, durch den Niederwald bis westlich Gunstett marschirend; auch die Vorposten und die Division Beyer folgten der Division Obernitz. General v. Werder begann sich nach Gunstett, das soeben von der Brigade Strakloff erreicht war.

Um dieselbe Zeit wurde auch Wörth nach hartnäckigem Kampfe von der Avantgarde des 5. Corps genommen und gegen zwei feindliche Angriffe behauptet. Demnächst wurde die 20. Infanterie-Brigade durch die Regimenter No. 6 und 46 unterstützt und die 18. Infanterie-Brigade besetzte den zwischen Wörth und Spachbach gelegenen Wald mit einem Bataillon. Während diese Bewegungen ausgeführt wurden, traf um 1 ½ Uhr ein Adjutant des Ober-Commandos ein mit der Benachrichtigung, dass Se. Königliche Hoheit der Kronprinz dem 2. Bayerischen und dem 11. Armee-Corps den Befehl zur Fortsetzung des Kampfes erteilt habe und dass das 1. Bayerische Corps im Anmarsch auf Preuschdorf begriffen sei.

Nunmehr befahl General v. Kirchbach das Avancieren des ganzen 5. Armee-Corps in der Richtung auf Fröschwiller und General v. Bose sagte auf eine bezügliche Mittheilung ein vorgehen seinerseits gegen die feindliche rechte Flanke zu. Beim 11. Armee-Corps war um 12 ¾ Uhr die Corps-Artillerie eingetroffen. Demnächst erhielt die Infanterie des Gros der 21. Division, General v. Thile, Befehl südlich Spachbach die Sauer zu überschreiten und mit aller Energie gegen Elsasshausen vorzugehen. Ein Theil der Artillerie blieb bei Gunstett in Position, der Rest passierte das Dorf und folgte der Infanterie.

Um 1 Uhr, in dem Augenblicke, als das Corps die Sauer überschritt, traf beim General v. Bose der Befehl Sr. Königlichen Hoheit ein, dass das Corps sich gegen Wörth dirigieren solle. Um dieselbe Zeit erschien auf dem linken Flügel die Württembergische Kavallerie und gegen 2 Uhr dirigierte sich das Corps gegen Elsasshausen. Die 21. Infanterie-Division nahm den Weg theils durch den in der Nähe belegenen Niederwald, theils längs der nach Wörth führende Chaussee, erreichte nach blutigem Kampf unter grossem Verlust die Nordlisiere dieses Waldes und beteiligte sich mit einigen Bataillonen an dem durch Truppenteile des 5. Armee-Corps unternommenen Angriff auf das brennende Elsasshausen. Um 2 Uhr war dasselbe in unseren Händen. Bei dieser Gelegenheit wurde Rittmeister v. Bose, Adjutant beim General-Commando 9. Armee-Corps, verwundet und kurz darauf General v. Bose in die Hüfte geschossen. Derselbe blieb trotzdem zu Pferde an der Spitze des Corps.

Eine Viertelstunde später begann der Feind von Fröschwiller aus gegen Elsasshausen offensichtlich mit Infanterie, einem Cürassier-Regiment und einem Ulanen-Regiment vorzugehen. Das Feuer der diesseitigen Infanterie und Artillerie wies den Angriff entschieden zurück. Nun dirigierte sich Alles gegen das Dorf Fröschwiller. General v. Bose wurde durch den Fuss geschossen, dem Chef des Generalstabes das Pferd erschossen und der dritte Generalstabs-Offizier, Premier-Lieutenant v. Heineccius vom Regiment No. 88 getötet, auch zwei Stabs-Ordonnanzen verwundet.

Nun drang General-Lieutenant v. Gersdorff mit den Truppen der 22. Division von Westen, Truppen der 21. Division in Gemeinschaft mit der Württembergischen Brigade v. Starkloff von Süden, und Truppen des V. Corps von Osten in Fröschwiller ein, welches um 3 ½ Uhr genommen wurde unter Wegnahme von Tausenden von Gefangenen. Der Rest des Feindes zog sich in wilder Flucht gegen Reichshoffen und in das Jägerthal zurück. Die Brigade Starkloff, welcher die Direction auf Eberbach gegen den äussersten rechten Flügel der Französischen Aufstellung gegeben war, hatte, durch Terreainhindernisse veranlasst, die Direction über Fröschwiller hierher eingeschlagen. Das 11. Armee-Corps sammelte sich dann, vom Kampf ermüdet, südlich Fröschwiller, während das 2. Hessische Husaren-Regiment No. 14, welches über Gunstett und Eberbach marschirt war, die Verfolgung gegen Reichhoffen fortsetzte und südlich dieses Ortes 1 Geschütz, 42 Fahrzeuge, 200 Gefangene und 200 Pferde wegnahm. Um 5 Uhr war das Gefecht hier zu Ende.

Die Württemberger in der Schlacht von Wörth (G. Bleibtreu)
Angriff der Württemberger auf Fröschweiler (G. Bleibtreu)

Beim General v. Werder war schon um 2 ¼ von Sr. Königlichen Hoheit dem Ober-Commandirenden der Befehl eingetroffen, die Württembergische Division über Gunstett, Eberbach auf Reichshoffen zu dirigieren, um die Franzosen von der Rückzugslinie abzudrängen, die Badische Division aber bei Sulz zu belassen. Letztere war indessen schon bis Sauerburg marschirt. Nach der Schlacht bivouakirte das 5. Corps nordwestlich Fröschwiller. Die Württembergische Kavallerie-Brigade erbeutete noch bei Reichshoffen Geschütze und Trains, sowie Bagage, und machte zahlreiche Gefangene. Auch das Kurmärkische Dragoner-Regiment No. 14 nahm an der Verfolgung Theil. Die 21. Division bivouakirte zwischen Elsasshausen und Wörth, das Husaren-Regiment No. 14 unweit Reichshoffen, die 22. Division mit dem rechten Flügel an dem Wege von Fröschweiler nach Gundershofen, der linke Flügel längs des Elberbaches nahe der Chaussee von Fröschweiler nach Reichshoffen.

Die Badische Division hatte vom General v. Werder um 3 ½ Uhr Befehl erhalten, nach Gunstett zu rücken, die Württembergische Corps-Artillerie, Brigade Hügel und Reitzenstein bivouakirten bei Eberbach, Brigade Starkloff bei Elsasshausen, die Kavallerie-Brigade bei Reichshoffen. Die Kavallerie-Brigade La Roche war gegen den Hagenauer Wald zurückgelassen worden."

Der Bericht des Marschalls Mac Mahon an Kaiser Napoleon III. wurde in der französischen Amtszeitung veröffentlicht:

"Zabern, 7. August. Sire! Ich habe die Ehre Ew. Majestät zu berichten, dass am 6. August das erste Armeecorps, nachdem es sich gezwungen gesehen hatte, die Stadt Weissenburg zu räumen, folgende Stellungen einnahm, um die Eisenbahn von Strassburg nach Bitsch und die wichtigsten Strassen, welche den östlichen und den westlichen Abhang der Vogesen mit einander verbinden, zu decken. Die 1. Division stand auf dem rechten Flügel vor Fröschwiller, der linke war in der Richtung von Reichshofen auf einen Wald gestützt, welcher dieses Dorf deckt. Sie detachierte zwei Compagnien nach Neuviller und eine nach Jägersthal. Die 3. Division besetzt mit der 1. Brigade eine Contre-Fort, das sich von Fröschwiller detachiert und sich in einer Abdachung gegen Görsdorf endigt; die 2. Brigade stützte ihre Linke auf Fröschwiller und ihre Rechte auf das Dorf Elsasshausen. Die 4. Division bildete eine gebrochene Linie zur Rechten der 3. Division, ihre 1. Brigade stand Gunstett und ihre 2. dem Dorfe Morsbronn gegenüber, das sie aus Mangel an hinreichender Stärke nicht hatte besetzen können. Die Division Dumesnil vom 7. Corps, die sich am 6. d. ganz frühe mit mir vereinigt hatte, war hinter der 4. Division aufgestellt. Als Reserve befand sich die 2. Division hinter der 2. Brigade der 3. Division und der 1. Brigade der 4. Endlich stand weiter rückwärts die leichte Cavalleriebrigade unter dem Befehle des Generals Septeuil und die Cürassierdivision des Generals Bonnemain; die Cavalleriebrigade Michel unter dem Befehle des Generals Dubesmes stand hinter dem rechten Flügel der 4. Division.

Des Morgens um 7 Uhr fand sich der Feind vor den Höhen vor Görsdorf ein und begann die Action mit einer Kanonade, welcher bald ein ziemlich lebhaftes Feuer von Schützen folgte, gegen die erste und die dritte Division. Dieser Angriff war so entschieden, dass die erste Division eine Frontveränderung vorwärts auf ihrem rechten Flügel machen musste, um den Feind zu verhindern, die allgemeine Stellung zu umgehen. Ein wenig später vermehrte der Feind die Anzahl seiner Batterien bedeutend und eröffnete das Feuer auf das Centrum der Stellungen, die wir auf dem rechten Ufer des Sauerbachs einnahmen. Obwohl ernster und accentuirter als die erste, die sich übrigens fortsetzte, war die zweite Demonstration doch nur ein Scheinangriff, der lebhaft zurückgeschlagen wurde.

Angriff der französischen Kürassiere bei Reichshoffen (A. Morot)
Angriff der französischen Kürassiere bei Reichshoffen (A. Morot)

Gegen 12 Uhr richtete der Feind seinen angriff gegen unsere Rechte. Wolken von Scharfschützen auf bedeutende Infanteriemassen gestützt und durch mehr als 60 Geschütze gedeckt, die auf den Anhöhen von Gunstett aufgestellt waren, stürzten sich auf die 2. Division und auf die 2. Brigade der 3. Division, welche das Dorf Elsasshausen besetzt hielten. Trotz der mehrmals wiederholten kräftigen Offensivbewegungen, trotz des sehr gut gerichteten Feuers der Artillerie und mehrerer glänzender Angriffe der Cürassiere wurde unsere Rechte nach einem mehrstündigen hartnäckigen Widerstand über flügelt.

Es war 4 Uhr. Ich befahl den Rückzug. Derselbe wurde von der 1. und 2. Division gedeckt, die eine gute Haltung hatten und den andern Truppen den Rückzug möglich machten, ohne zu lebhaft beunruhigt zu werden. Der Rückzug wurde über Niederbronn nach Zabern bewerkstelligt, woe die Division Guyot de Lesquart vom fünften Armeecorps, die daselbst angekommen war, Stellung nahm und sich erst in später Nacht zurückzog. Genehmigen Sie etc. Mac Mahon"