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Bewaffnung der Infanterie

Infanteriegewehre

Zwar hatte die bayerische Armee mit dem Podewils-Gewehr M58 ein in Vergleichen hinsichtlich Treffgenauigkeit und Durchschlagskraft sehr gutes Gewehr entwickelt, es geriet jedoch als Vorderlader im Vergleich zu den Hinterladermodellen der Preußen im Krieg von 1866 ins Hintertreffen. Daher wurde schon gleich nach dem Krieg gegen Preußen eine Modifikation des Gewehrs zu einem Hinterlader beantragt - endgültig vom König wurde dies am 11. September 1866 genehmigt. Noch im Jahre 1867 gelang es, die Vorderlader in das neue Hinterladermodell M/58/67 auszutauschen, Ende des Jahres hatte daher die bayerische Armee etwa 110.000 neue Gewehrmodelle zur Verfügung. Diese stellten die Hauptwaffe der bayerischen Infanterie auch im Krieg gegen Frankreich. Mit dem Hinterlader konnte die mittlere Schussfrequenz von ehemals 1,5 Schuss auf 4,5 Schüsse erhöhte werden.

Die Gesamtlänge des Podewils-Gewehres M58/67 betrug etwa 130 cm (mit Bajonett 183 cm), das Gewicht etwas über 4,6 kg; sein lag mit 13,9 mm unter dem der preußischen Dreyse-Gewehre (15,43 mm). Der Lauf hatte vier Züge, die etwa 0,26 mm tief waren. Schaft aus Nussbaum mit Eisenbeschlägen, schwarzer Gewehrriemen. Das Visiersystem konnte von 225 Meter bis 675 Meter ausgerichtet werden.

Infanteriegewehre der bayerischen Infanterie
Podewils-Gewehr M58/67 mit Düllenbajonett (oben) und Werder-Gewehr M69 mit Yatagan (unten)

Noch vor dem Krieg entschied sich das bayerische Militär für die Entwicklung eines echten Hinterladers, der im Jahr 1869 vorgestellt wurde. Es war das Infanteriegewehr des Johann-Ludwig Werder, das mit seinen Metallpatronen und mechanischen Auswurf der Hülsen als das modernste Gewehr des Krieges von 1870/71, gar Europas, anzusehen ist. Das mit geschwärztem Stahllauf versehene Werder-Gewehr M69, auch als "Blitzgewehr" bezeichnet, hatte eine Länge von 131 cm (mit aufgepflanztem Yatagan von 179 cm) und ein Gewicht von fast 4,3 kg (mit Yatagan etwa 5 kg). Das Kaliber war mit 11 mm noch kleiner als beim Podwils-Gewehr. Die Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse lag mit 435 m/s über derjenigen von Dreyse (296) und gar des französischen Chassepot (420). Die im Werder-Gewehr entwickelte Mechanik ermöglichte nun geübten Schützen eine Schussgeschwindigkeit von bis 22 Schuss pro Minute.

Allerdings konnten zu Beginn des Krieges nur einige Jägerbataillone (Nr. 2, 5, 9 und 10) mit dem Werder-Gewehr ausgerüstet werden. Im Oktober 1870 rückten die dritten Bataillone der Infanterie-Regimenter 12 und 13 mit neuen Werder-Gewehren nach Frankreich. Anfang Januar 1871 erfolgte dann die Ausrüstung von zwei Bataillonen der Infanterie-Regimenter 4 und 8 mit dem neuen Gewehrmodell. Erst Ende Oktober 1871 waren fast alle Bataillone in Frankreich damit ausgestattet. 

Seitengewehre

Neben den Podewils-Gewehren waren die Infanteristen mit dem Seitengewehr M38 ausgestattet, das in schwarzer Lederscheide in das Koppel eingeschoben werden konnte. Daneben konnte auch das Bajonett in seiner Lederscheide transportiert werden; diese Scheide war Seite dem Jahre 1841 mit derjenigen des Seitengewehrs über eine Lederschlaufe verbunden. Die Klinge des Seitengewehrs hatte eine Länge von etwas mehr als 47 cm und eine Breite von knapp unter 4 cm. Messinggriff.

Mit dem Werder-Gewehr kam ein Yatagan mit Messinggriff zur Einführung, dessen Klinge fast 48 cm lang und 2,5 cm breit war. Parierstange aus Eisen.